• 31 January 2021

Scharf, schärfer, Meerrettich: Eine Wurzel mit vielen Eigenschaften

Scharf, schärfer, Meerrettich: Eine Wurzel mit vielen Eigenschaften

Ursprünglich stammt der Meerrettich wohl aus Moldau, von wo aus er durch die slawischen Völker nach Mitteleuropa gebracht und verbreitet worden ist. Heute kommt er in Mitteleuropa verwildert vor. Schon die Klostermedizin schätzte die Wurzel zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege. Das Besondere am Meerrettich ist, dass er Bakterien, Viren, Hefen und Pilze abtöten soll. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen haben dies bestätigt.

Kren, Beißwurzel, Mährrettig, Meerettig, Merch: Der Meerrettich hat viele Namen, und er ist seit Jahrtausenden bekannt. So taucht er bereits auf einem pompejischen Wandgemälde der römischen Antike auf - und wie wir alle wissen, wurde die Stadt in Kampanien am Golf von Neapel wie Herculaneum, Stabiae und Oplontis beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus verschüttet. Auch der römische Politiker Cato befasste sich in seinen Abhandlungen zum Ackerbau „De agri cultura“ ausführlich mit dieser Pflanze. Ursprünglich stammt der Meerrettich wohl aus Moldau, von wo aus er durch die slawischen Völker nach Mitteleuropa gebracht und verbreitet worden ist. Heute kommt er in Mitteleuropa verwildert vor. In Ostrussland und der Ukraine gibt es ihn noch in der Wildform. In Deutschland soll der Meerrettich erst seit dem Mittelalter angebaut worden sein. Er soll zunächst als Heilpflanze und dann erst als Gewürz eingesetzt worden sein.

Falls Sie sich schon einmal über die Herkunft des seltsamen Namens „Meerretich“ Gedanken gemacht sollten, folgt hier die Lösung: Meerrettich hat nach dem deutschen Botaniker Heinrich Marzell tatsächlich mit dem Meer zu tun hat. Meerrettich ist für ihn „der über das Meer gekommene Rettich“ – und in der Tat wächst das Gemüse auch an Meeresküsten. Die Meinung, dass Meerrettich aus Mährrettich (von "Mähre" = altes Pferd) entstanden sei und so dem englischen "horseradish" beziehungsweise dem französischen "radis de cheval" entspräche, hält Marzell für eine „gelehrte Volksetymologie“.

Meerrettich überlebt bis -50 Grad

Der Meerrettich wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 120 (selten bis 200) Zentimetern. Das winterharte Wurzelgemüse kann Temperaturen von bis zu -50 Grad standhalten. Insbesondere in den Meerrettichanbaugebieten gehören Gerichte mit Meerrettich zum Alltag. Verwildert kommt Meerrettich am Rand feuchter Wiesen, an Bachläufen und Flussufern vor. In Österreich befinden sich die traditionellen Anbaugebiete für Kren in den süd- und oststeirischen Bezirken Hartberg-Fürstenfeld, Deutschlandsberg, Voitsberg, Leibnitz, Weiz, Graz-Umgebung und Südoststeiermark. In Frankreich im Elsass existieren heute etwa 20 Hektar Anbaufläche, in den USA kommt die Pflanze verwildert und im kultivierten Anbau vor. Südafrika kennt den Meerrettichanbau ebenfalls.

In Deutschland sind die Zentren des Meerrettichanbaus der Spreewald, das badische Fautenbach, das badische Meerrettichdorf Urloffen (das ein eigenes Meerrettich-Lied aufzuweisen hat) sowie das fränkische Baiersdorf, wo es auch ein Meerrettich-Museum gibt. In dem Museum, das weltweit das einzige seiner Art ist, erhält der Besucher umfassende Informationen über den Meerrettich, von der früheren Produktion bis in die Neuzeit. Neben den Verwendungsmöglichkeiten von Meerrettich wird die Geschichte der Kultivierung und Verarbeitung gezeigt und es werden Informationen über die Schärfe und die im Meerrettich enthaltenen ätherischen Stoffe und Vitamine gegeben.

Das „pflanzliche Penicillin“ hilft bei Harnwegsinfektionen

In Europa wird der Meerrettich erst seit dem Mittelalter kultiviert – aber er erlangte schnell Berühmtheit: Schon die Klostermedizin schätzte die Wurzel zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege. Das Besondere am Meerrettich ist, dass er Bakterien, Viren, Hefen und Pilze abtöten soll. Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen haben dies bestätigt! Das gilt auch heute noch. Meerrettich ist vielseitig einsetzbar und kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden.

Bei Erkältungen, Harnwegsinfektionen oder bei der Unterstützung des Immunsystems hat sich das sogenannte „pflanzliche Penicillin“ bereits bewährt. Schon die Menschen im Mittelalter haben von seiner Wirkung profitiert, als sie feststellten, dass er das Essen durch seine Schärfe verträglicher macht. Meerrettich regt die Galle und den Magen an, was die Verdauung positiv beeinflusst, zudem ist er im Winter ein wichtiger und beliebter Vitamin-C-Lieferant. Zudem hilft das Öl, das aus der Wurzel gewonnen wird, bei Muskelschmerzen und Krämpfen sowie bei Appetitlosigkeit oder einer trägen Verdauung.

Die Pflanze hat eine entkrampfende Wirkung

Meerrettich kann beispielsweise auch dem Immunsystem bei der Abwehr von Erkältungsviren helfen und dadurch eine Infektion verhindern. Wer dagegen bereits erkältet ist, kann mit der scharfen Wurzel gleich mehrere begleitende Symptome lindern und für eine rasche Genesung sorgen. Apropos Erkältung und Grippe: Besonders wirksam ist die Heilpflanze bei Erkrankungen der oberen Atemwege, etwa bei Nasennebenhöhlenentzündungen, Schnupfen, Husten und schmerzhaften Entzündungen im Hals-Rachen-Bereich. Die Pflanze hat zudem eine entkrampfende Wirkung, beruhigt die Bronchien und kann Reizhusten lindern.

Allerdings gilt beim Meerrettich die Devise: Weniger ist mehr, ein Zuviel eher kontraproduktiv! Isoliert und unverdünnt ist das Öl des Meerrettichs giftig! Um Reizungen zu vermeiden, sollte der Gehalt an den extrahierten Senfölen zwei Prozent nicht übersteigen. Bei Magen- oder Darmgeschwüren sollte auf seine Anwendung sogar ganz verzichtet werden. Und: Scharf, schärfer, Meerrettich: Vielen Menschen ist beim Gedanken an den Meerretich und schon gar nicht beim Verspeisen zum Lachen zumute.

Frische Wurzeln sollten schnell verwendet werden

Richtig angewendet, werden die fettlöslichen Senföle gut vom Körper aufgenommen. Sie sind sehr reaktiv und können an Proteine binden. So wird die Aktivität der Enzyme von angreifenden Bakterien gehemmt. Die in ihnen enthaltenen Flavonoide haben auch eine antibiotische Wirkung, die etwa das Wachstum des Bodenbakteriums Bacillus subtilis, des Darmbakteriums Escherichia coli und des Eitererregers Staphylococcus aureus hemmen können.

Wer mag, kauft eine frische Wurzel und bereitet sie selbst für eine medizinische Anwendung zu. Dazu wird der Meerrettich gerieben und rasch verwendet, damit möglichst viele wertvolle Stoffe erhalten bleiben. Wer nicht die ganze Wurzel aufbraucht, kann diese in ein feuchtes Küchentuch wickeln und im Kühlschrank lagern. Auch in Form von Tabletten, Kapseln oder als Tropfen lässt sich die besondere Wurzel einnehmen.